Der Kunst auf der Spur

 

 

 

 

 

Mathias Lenz Designer Mercedes-Benz Omnibuis modellbus.info

(C) www.modellbus.info /Rüdiger Schreiber

 

 

 

 

 

Wenn Designer neue Omnibusse entwerfen, dann sind die ersten flüchtigen Skizzen schon kleine Kunstwerke für sich. modelbus.info sprach mit Mathias Lenz, Leiter der EvoBus Designabteilung, in der Mannheimer Kunsthalle über die Kunst, einen neuen Bus zu zeichnen.

 

 

 

 

 

Mathias Lenz Designer Mercedes-Benz Omnibuis modellbus.info

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Zugegeben, es war kein leichter Job für die EvoBus-Designer. Der Citaro hatte selbst nach 14 Jahren keine Patina angesetzt und verkaufte sich im Alter besser als in der Jugend. 1.000 Busfahrer der Fachzeitschrift BUSFahrer wählten den Citaro zum vierten Mal in Folge in der Kategorie „Bester Bus“ zum Sieger. Nach nur zwölf Produktionsjahren ist bereits der 30.000 Citaro ausgeliefert worden. Eine Stückzahl, die bei Stadtbussen einmalig ist. Der Citaro ist schon in der ersten Generation der meistverkaufte Linienbus der Welt – bei solchen Fakten hat es ein Nachfolger schwer.

 

 

 

 

 

Design Mercedes-Benz Citaro modellbus.info

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Ein wichtiger Bestandteil des Erfolgsrezeptes Citaro ist das Design. Nicht ohne Grund gibt es in der Daimler AG eine eigene Designabteilung, die sich nur um die Omnibusse kümmert. Das jüngste Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen, wie kaum ein anderer Bus weckt er das Bedürfnis, einsteigen zu wollen.

 

 

 

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: Fahren Sie eigentlich noch mit dem Linienbus, Herr Lenz?

Lenz: Aber sicher! In meiner Freizeit nutze ich fast immer öffentliche Verkehrsmittel, denn die sind schneller und bequemer. Außerdem macht es einfach Spaß mit dem Linienbus zu fahren. Und ich entdecke immer wieder etwas Neues...

 

 

 

 

 

: Was entdecken Sie denn so beim Busfahren?

Lenz: Menschen - Menschen, die den Bus nutzen. Ich beobachte die Fahrgäste, beim Ein- und Aussteigen, beim Verhalten im Bus und an der Haltestelle. Natürlich schaue ich auch auf Details des Fahrzeugs – vor allem dann, wenn es kein Citaro ist.

 

 

 

 

 

: Sammeln Sie beim Busfahren ständig neue Ideen?

Lenz: Ja, denn die Zukunft für Designer beginnt sozusagen immer gestern. Und dabei ist alles möglich, denn ich muss um Jahre voraus denken. Also sammle ich ständig Eindrücke und Ideen. Ganz am Anfang gibt es wirklich das vielzitierte weiße Blatt Papier und ich kann ganz wild alles durchspielen.

 

 

 

 

 

: Unverrückbare Daten und Maße – fällt es Ihnen nicht schwer, dass sich das Design immer unterordnen muss?

Lenz: Nein, ganz im Gegenteil. Mit diesen Vorgaben bin ich gefordert, ich muss die Vorgaben einhalten und kann trotzdem etwas Neues schaffen. Dabei ist ein technisches Grundverständnis durchaus hilfreich. Ein Rahmen muss da sein, denn alles entwerfen zu können, wäre nicht förderlich.

 

 

 

 

 

: Dann sind Sie also nicht nur ein Designer, sondern auch ein halber Ingenieur?

Lenz: Auch wenn auf meiner Visitenkarte Designer steht, etwas von einem Ingenieur steckt natürlich in mir. Nur so kann ich den Balanceakt aus ästhetischem Anspruch, technischer Innovation und präzisen Vorgaben zu einem Ganzen, zu einem funktionalen und formschönen Omnibus meistern.

 

 

 

 

 

: Welchen Anteil am Erfolg eines Omnibusses hat das Design?

Lenz: Design trägt viel zum Erfolg bei, denn Design kann Technik nicht nur schön, sondern erlebbar und verständlich machen, oder, um es mit Ovid zu sagen: Schönheit stammt aus der Wahrheit. Was wahr und gut ist, ist auch schön. Das lässt sich am Beispiel der seitlichen Gestaltung erklären: Die Seitenwand ist wie bisher zugunsten der Reparaturfreundlichkeit in verschiedene Segmente aufgeteilt und greift unten um das Saumprofil. Dies führt zu einem geschlossenen und großflächigen Erscheinungsbild, erhöht aber auch den Korrosionsschutz.

 

 

 

 

 

: Die Form folgt der Funktion – ist wahres Design dann nicht vielleicht auch langweilig?

Lenz: Schönes, wahres und vor allem gutes Design ist nicht langweilig und schon gar nicht gleichförmig. Das beste Beispiel ist die Frontmaske des neuen Citaro, die nicht einmal mehr ansatzweise an den Gedanken des Standardlinienbusses erinnert. Schauen Sie doch einmal auf die verschiedenen Entwurfszeichnungen für den neuen Citaro. Das Fahrzeug ist zweifelsfrei als echter Mercedes-Benz und vor allem immer als Citaro identifizierbar.

 

 

 

 

 

: Was signalisiert das Außendesign des neuen Citaro dem Fahrgast?

Lenz: Typisch Mercedes-Benz, Verantwortung und Perfektion, bitte einsteigen und sicher an das Ziel kommen. Doch der Reihe nach: Warum steigt man gerne in einen Bus? Augenfällig ist, dass die typische A-Null-Säule im Vorbau erhalten wurde. Der neue Citaro begrüßt den Fahrgast mit einem freundlichen Lächeln, das durch mandelförmige Scheinwerfer und dem runder gestalteten Vorbau hervorgerufen wird. Das nimmt dem Bus die typische Strenge, die vom Standardlinienbuskonzept kommt und aus Gründen der Raumökonomie zu einem kantigen Aufbau führte.

 

 

 

 

 

: Auch die Radläufe brechen mit der Tradition des Standardlinienbusses.

Lenz: Ja, der neue Citaro ist ein dynamischer Bus. Die Radläufe an Vorder- und Hinterachse sind dreidimensional geformt und verleihen der Karosserie zusammen mit ihrer Überhöhung bis in die Fensterlinie hinein Dynamik und Spannung. Die Radläufe sind elastisch und verhindern deshalb Schäden bei leichten Berührungen. Außerdem verringern sie das Gewicht.

 

 

 

 

 

: Bekannte Details werden mit Neuem kombiniert – bricht bei Mercedes-Benz Busdesign eine neue Ära an?

Lenz: Um Marktführer zu bleiben, muss man Maßstäbe setzen. Unsere Produkte folgen nicht kurzzeitigen Trends, sondern sie sind langlebige und wertige Produkte. Mit dem neuen Citaro bricht bei Mercedes-Benz eine neue Design-Linie an. Weg von der rein sachlichen Form traditioneller Linienbusse, die sich zwangsläufig immer in der Seitengrafik zeigte, hin zu mehr Dynamik.

 

 

 

 

 

: Bot der größere Überhang hier dem Designer auch eine Chance?

Lenz: Damit konnten wir endgültig von der eckigen Grundform des Standardlinienbusses abkehren. Außerdem können wir ein herausragendes Sicherheitsmerkmal mit dem Crash-Element als zusätzlichen Kollisionsschutz gestalten. Zusammen mit ver­stärkten A-Null-Säulen sowie Rahmenkonstruktion, die Kräfte bei einem Aufprall direkt in den Unterbau leitet, entspricht der neue Citaro damit sogar dem künftigen Pendelschlagversuch für Reisebusse nach der europäischen Vorschrift ECE R 29. Auch der Rohbau wurde mit Blick auf die künftige Vorschrift ECE R 66/01 entwickelt und bietet im Innenraum bei einem Umsturz einen deutlich größeren Überlebensraum als bisher. Diese Vorschrift tritt erst im Jahr 2017 in Kraft, der neue Citaro entspricht aber schon jetzt der zukünftigen Regelung.

 

 

 

 

 

: Worauf kommt es in Zukunft an, wenn Sie an die Busfahrern von morgen denken?

Lenz: Auch wenn Sie jetzt auf Kinder und Jugendliche anspielen, ich denke zunächst an die Eltern, denn wenn die zufrieden mit dem Bus fahren, geben sie dieses positive Gefühl an die Kinder weiter. Somit kommt dem Fahrgastraum auch aus dieser Sicht eine besondere Bedeutung zu. Der angenehme Eindruck für alle Fahrgäste beginnt aber bereits an der Haltestelle:  Die Ein- und Ausstiegsbereiche an allen Türen innerhalb und außerhalb des Busses sind durch ein breites LED-Lichtband hell ausgeleuchtet. Der Fahrgastraum des neuen Citaro wird mit seiner Helligkeit und Freundlichkeit für Aufsehen sorgen.

 

 

 

 

 

: Bei der Premiere 1997 sorgten die Haltestangen für Aufsehen, die dann branchenweit zum Vorbild wurden. Legt der neue Citaro hier die Messlatte noch einmal höher?

Lenz: Natürlich wird der Citaro auch an seinen Details gemessen. So sind als Innovation beispielsweise Beleuchtungseinheiten erhältlich, die in die neuen Haltestangen integriert werden können. Die horizontalen Haltestangen sind oval geformt und bestehen aus einem Aluminium-Strangpressprofil. Die neue Form ermöglicht nicht nur integrierte Lichtelemente, sondern auch auswechselbare Werbe-Einleger oder sogar Laufbändern in den Haltestangen.

 

 

 

 

 

: Welcher Omnibus (außer Mercedes-Benz) wirbt Ihrer Meinung nach am meisten für das Busfahren?

Lenz: Ganz beeindruckend finde ich nach wie vor die stromlinienförmigen Busse aus den 30er Jahren.

 

 

 

 

 

: Verraten Sie abschließend noch die Quelle Ihrer Inspiration?

Lenz: Das ist eigentlich kein Geheimnis, denn wer mit offenen Augen durch die Welt geht, kann viel im Kulturellen und in der Natur entdecken. Und die Menschen die mich umgeben inspirieren mich. Deshalb ist auch eine Fahrt im Linienbus unglaublich spannend...

 

 

 

 

 

: Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

 

 

 

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VITA - Dipl. Designer Mathias Lenz, Senior Manager Design EvoBus

Geboren in Penzberg (Oberbayern), Studium in Pforzheim, Diplomarbeit über den Fernverkehrsfahrerplatz. Schon seit Schulzeiten war der Weg vorprogrammiert: Lenz war nicht nur immer gut in Kunst, sondern auch immer schon mit dem Stift in der Hand dabei, Autos zu zeichnen. Ab 1992 prägt er bei Mercedes-Benz die Baureihen von Atego und Axor bis Unimog und Zetros, um nur einige markante Fahrzeuge zu nennen. Erste Berührungen mit dem Omnibus gab es beim Travego oder VDV-Fahrerplatz für den Stadtbus. Seit Anfang 2010 leitet Mathias Lenz die Designabteilung von Evobus und ist für die Marken Mercedes-Benz, Orion und Setra verantwortlich.

 

 

Anm.: Der Artikel ist eine überarbeitete Fassung meines Artikels aus der Fachzeitung Omnibusrevue 06-2011

 

     
 

Design-Entwürfe Mercedes-Benz Citaro

 

 

 

 

 

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((C)Text- u. Bildmaterial: modellbus.info / Rüdiger Schreiber / Daimler / Mercedes-Benz)

 

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