Käse, Tulpen und ein Bus

 
 

 

Bova Futura Logo 1982 modellbus.info

(Das Logo des neuen Busses bei der Vorstellung 1982)

 

 
 

BOVA Futura 1982-1991 modellbus.info

Die Lackierung des BOVA Futura  bei der Vorstellung 1982

 

BOVA Futura am Geburtsort in Valkenswaard modellbus.info

Der BOVA Futura am Geburtsort in Valkenswaard

 

 

 

Der BOVA Futura schickt sich an, neben Käse und Tulpen ein echten Klassiker aus Holland zu werden. Nach 30 Jahren verkaufte sich der Futura europaweit immer noch in bemerkenswerten Stückzahlen.

Dass der Name BOVA Anfang der 80er Jahre für Aufsehen sorgte, dass hätten weder Firmengründer Jacob Bots noch sein Sohn Simon, der den Firmennamen aus BOts und VAlkenswaard kreierte, gedacht. In den 30er Jahren begann Bots mit dem Bau von Omnibussen. Ein halbes Jahrhundert später kam dann der Durchbruch: Im September 1982, vor über drei Jahrzehnten, lud der holländische Bushersteller BOVA, heute ein Teil von VDL, zur Vorstellung eines neuen Omnibusses. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, wenn da auf der Einladung nicht „Ein Omnibus der Zukunft, schon jetzt konstruiert“ gestanden hätte. Bezeichnenderweise wählten die Holländer für ihren neuen Omnibus den Namen Futura. Der Name sollte also Programm sein.

 

 

 

 

 

BOVA Futura 1982-1991 modellbus.info

(Der BOVA Futura, 1. Generation, Baujahre 1982-1991)

 

 

 

 

 

Mit Blitz und Donnerhall

 

 

 

 

 

Mit einer für damalige Verhältnisse einzigartigen Lichtshow samt Blitzen und Donnerhall erblickte der BOVA Futura das Licht der Welt. Ein Raunen ging durch den Saal, später ein Rauschen durch die Fachpresse: Der Omnibusbau in Holland war bis dato für konservative Fahrzeuge bekannt. Aus dieser Tradition brach BOVA aus: Das Design mit dem markanten Vorbau sorgte für Aufsehen und die folgenden Jahre immer wieder für Gesprächsstoff. Wie Design polarisieren kann, merkten die Holländer schnell – man liebte oder hasste diesen Bus.

Die Frontpartie zog bei der Vorstellung alle Blicke auf sich. Nach aerodynamischen Gesichtspunkten sei die bauchige Form gestaltet worden, hieß es damals. Der von den Holländern angegebene Luftwiderstandbeiwert von cw=0,485 sprach für sich, so einen Wert gab es für einen Omnibus noch nicht. Dieses Fahrzeug könnte ein Meilenstein für die zukünftige Formensprache sein. Auch der seitliche Übergang mit der schräg zum Fensterband verlaufenden Verglasung war optisch gut gelungen. Einzig die gleichgroßen, gradlinig durchgezogenen und versenkten sowie geklebten Seitenfenster waren optisch nicht so aufregend wie die Front – sie sollten aber die Aerodynamik unterstützen. Genauso wie die im Bereich des Vorderwagens abgerundeten Eckbereiche.

 

 

 

 

 

Aerodynamik schon vor 30 Jahren ein Thema

 

 

 

 

 

Das Dach wurde als glatte Fläche entworfen, um dem Wind möglichst wenig Widerstand zu bieten. Zur besseren Aerodynamik setzten die Konstrukteure abschließend einen Heckspoiler ein, der den Sog hinter dem Bus verringern und gleichzeitig die Heckscheibe sauber halten sollte. Die verbesserte Aerodynamik ermöglichte dem Futura mit dem großen Motor nach angaben der Holländer sogar eine Höchstgeschwindigkeit von gut 140 km/h. Das maximale Tempo würde aber auch 120 km/h begrenzt werden, versprachen die Holländer.

Neben der Aerodynamik verbesserten die Konstrukteure auch das Gewicht: Eine ganze Tonne sparten sie im Vergleich zum Vorgänger ein, dem BOVA Europa. Ähnlich gespart hatten die Designer beim Cockpit des Premierenbusses: Die Instrumententafel war auch wieder so ein Hingucker, denn der Instrumententräger wurde herausgelöst und an die Lenksäule gesetzt. Genau in der Mitte und damit erstmals direkt im Blickfeld des Fahrers wurde der Drehzahlmesser platziert, der Tachograph seitlich in der Mittelkonsole verbaut. Dass das nicht des Rätsels Lösung war, zeigte sich schnell bei der Überarbeitung, denn die Instrumententafel wurde schnell wieder eins.

 

 

 

 

 

 BOVA Futura 1991-1999 modelbus.info

BOVA Futura, 2. Generation, Baujahre 1991-1999

 

 

 

 

 

Test auf dem PC und der Straße

 

 

 

 

 

Die selbsttragende Karosserie des BOVA Futura war seinerzeit einzigartig in Holland. Zusammen mit Experten der Technischen Universität Eindhoven berechneten die Konstrukteure des kleinen holländischen Busherstellers die Festigkeit mit Hilfe von Computern. Aber auch im Versuch überließen die für Ihren Geschäftssinn bekannten Holländer nichts dem Zufall: Der Futura wurde auf der britischen Versuchsstrecke Mira auf Herz und Nieren getestet. Ganze zwei Jahre wurde der neue Bus erprobt.

Unter dem schmucken Blechkleid blieben die Konstrukteure aber konservativ: Das Fahrwerk hatte vorn zwei einzeln aufgehängte Räder. Doppelte Dreieckslenker führten die Vorderachsen. Sechs Luftfederbälge federten den Futura. Als Antriebsquelle wurden vor dreißig Jahren zwei DAF-Motoren präsentiert, die eng an die Bauhöhe gekoppelt waren: der DHS mit 184 kW (250 PS) für den Hochboden und der DKT mit 206 kW (280 PS) für den Hochdecker. Auch beim Getriebe setzte BOVA auf Bewährtes: Ein ZF S 6-80 für den Hochboden und ZF S 6-90 für den Hochdecker wurden verbaut.

Schnell vermuteten die auf der Vorstellung eingeladenen Journalisten, dass das für einen Erfolg in Deutschland nicht ausreichen würde. Doch auch den hatte man mit langer Hand vorbereitet. Da ein großer Teil der Fahrzeuge von BOVA exportiert wurden, sollte dies auch mit dem neuen Futura so weiter gehen. Damit der deutsche Markt erfolgreich bedient werden könne, kündigte Bova noch auf der Vorstellung an, schon ein Jahr später eine Niederlassung in Deutschland zu eröffnen. Und der Futura solle dann mit einem Daimler-Benz Motor, dem OM 422-Achtzylinder mit 206 kW (280 PS) verfügbar sein.

 

 

 

 

 

Weniger ist mehr

 

 

 

BOVA/ VDL Futura 1999-2006 modelbus.info

BOVA Futura (-2003) / VDL Futura (ab 2003), 3. Generation, Baujahre 1999-2006

 

 

 

In den letzten dreißig Jahren hat sich viel verändert, auch der Futura ging mit der Zeit. Er blieb sich aber mit den drei sichtbaren Überarbeitungen immer treu, was auch den Erfolg als Gebrauchtbus erklärt: Noch heute gibt es beispielsweise nur zwei Windschutzscheiben. Bis zum September 2012 wird der Futura über 11.111 Mal gebaut worden sein. Ob die Holländer damals mit dieser Zahl gerechnet haben?

Vor dreißig Jahren rechnete oder besser bezahlte man in Holland noch in Gulden. In der Grundausstattung, so kündigte man es bei Bova während der Vorstellung an, solle der Futura exakt 225.000 Gulden kosten. Das entsprach rund 200.000 D-Mark.

 

 

 

 

 

Das Ende einer Ära

 

 

 

VDL Futura / VDL Futura Classic 2006-2013 modellbus.info

VDL Futura / VDL Futura Classic (ab 2010), 4. Generation, Baujahre 2006-2013

 

 

 

Nach gut 31 Jahren ist die Ära des Futura zu Ende gegangen. Um ganz genau zu sein, die des Futura Classic. Und es wirklich vollständig zu sagen: Zumindest für die von VDL produzierten Fahrzeuge, denn in China wird der Futura seit 2000 in Lizenz weiter gebaut. VDL hat 2010 auch den Nachfolger den Futura wieder Futura genannt, denn der Vorgänger war ein durchaus geschätzter Omnibus: robust und wirtschaftlich, so charakterisieren viel Busunternehmer den Futura. Der Futura aus der BOVA-Ära hieß fortan Futura Classic, sein Nachfolger schlicht und einfach Futura.

Noch heute verbindet man mit dem Futura die unverwechselbare Form. Mit Blick auf Euro VI war die Zeit des Futura Classic abgelaufen, zu aufwändig seien die konstruktiven Veränderungen hieß es schon vor einem Jahr bei VDL. Außerdem hätte man ja mit dem neuen Futura einen würdigen Nachfolger, erklärte Rémi Henkemans, Managing Director von VDL Bus & Coach.

 

 

 

VDL Futura Classic Produktion modellbus.info

Blick in die Produktion: Die 3. Generation des Futura

 

 

 

Die Neuauflage des Futura wurde aus dem Magiq abgeleitet und erhielt die Trophäe International Coach of the Year 2012. Insgesamt wurden in 31 Jahren 11.218 Futura Classics gebaut, hintereinander aufgestellt ergäben sie eine Länge von fast 137 Kilometern. Dies entspricht der Entfernung von der Fabrik in Valkenswaard bis zum Amsterdamer Hauptbahnhof.

Rund ein Drittel aller gebauten Futura wurden nach Deutschland verkauft, insgesamt 3.214 Omnibusse. Nach Frankreich gingen 2.873, in den Niederlanden blieben 1.410 Fahrzeuge. Ersatzteile für alle Baureihen des ersten Futura sind immer noch leicht erhältlich, so dass auch heute noch Fahrzeuge der ersten Stunde im Einsatz sind. In Mittelamerika und Afrika sind diese Fahrzeuge heute sehr begehrt. Der letzte Futura Classic, ein Rechtslenker vom Typ FHD-104/365, wurd Anfang 2014 an Anderson Travel in London geliefert, wie VDL mitteilt.

Der BOVA Futura ist damit wie der Käse und die Tulpen ein echten Klassiker aus Holland.

Rüdiger Schreiber

 

 

 

 

 

 

Bildergalerie BOVA Futura

 

 

 

 

 

BOVA Futura FVD modellbus.info

1990 bestellt Centraal Nederland die ersten 35 Shuttle-Busse des Futura FVD mit 12,2m Länge. Andere Anbieter folgen und initiieren einen Zubringerdienst aus Randbereichen bis in die Stadt, in Groningen gibt es den Shuttle-Business Bus mit festen Abfahrten am frühen morgen sowie am Nachmittag - ein fester Sitzplatz, die aktuelle Ausgabe der Tageszeitung und ein frisch gebrühter Kaffee gehören dazu.

 

 

 

 

 

BOVA Futura FLD modellbus.info

Übersicht einiger Baumuster der FL-Reihe des Futura

 

 

 

 

 

BOVA Futura FHD modellbus.info

In der Kürze liegt die Würze: Der 10,4 m kurze war der kleinste Futura

 

 

 

 

 

BOVA Futura Lackentwurf modellbus.info

Die Lackierung, die BOVA anfangs plante, war nicht so spektakulär wie die Formensprache

 

 

 

 

 

BOVA Futura FHD und FVD im Vergleich modellbus.info

Futura FHD und FVD - nicht nur bei der Länge, sondern auch bei der Bauhöhe gab es verschiedene Varianten des BOVA Futura

 

 

 

 

 

BOVA Futura FHD 127 modellbus.info

1997 stellt BOVA den FHD 127 vor - die Niederländer können einen Zweiachser mit 12,7m Länge Dank

des geringen Eigengewichts problemlos darstellen

 

 

 

 

 

BOVA Futura Baumuster FHD modellbus.info

Übersicht einiger Baumuster der FHD-Reihe des Futura

 

 

 

 

 

BOVA Futura FLD modellbus.info

Ein BOVA Futura FLD mit Heckeinstieg

 

 

 

 

 

VDL Futura Classic Gefangenentransporter Ludewig modellbus.info

In Essen wurde der Futura von der Firma Gebr. Ludewig GmbH & Co KG zum Gefangenentransporter umgebaut

 

 

 

 

 

BOVA Futura Magnum 2. Generation modellbus.info

Länge läuft: Der BOVA Futura Magnum mit 15m Länge wurde 1994 als Dreiachser zum ersten Mal an Oad Reizen ausgeliefert, ...

 

 

 

 

 

BOVA Futura Magnum 3. Generation modellbus.info

 vier Jahre später hatte BOVA bereits 100 Fahrzeuge des Typs Magnum mit 15m Länge ausgeliefert

 

 

 

 

 

VDL Futura Classic RL modellbus.info

Auch als Rechtslenker war der Futura bis zum Schluss ein Erfolg

 

 

 

 

 

BOVA Futura Oad Camper modellbus.info

Oad Reizen ließ einen Futura der 1. Generation zum Jumbo Camper umbauen, weil man zuvor schon mit Hotelbussen positive Erfahrungen gemacht hatte - der Jumbo Camper wurde 1986 in Dienst gestellt und ging mit Begleitfahrzeug auf große Fahrt

 

 

 

 

 

BOVA Futura Oad Camper modellbus.info

Auch Jahre später war der Oad Jumbo Camper - leicht modifiziert - immer noch im Einsatz. Heute rotten die Überreste in Afrika vor sich hin

 

 

 

 

 

BOVA Futura Jumbo Camper Oad Reizen modellbus.info

Der Oad Jumbo Camper mit seinem Service-Anhänger - ... alles an Bord, oder?

 

 

 

 

 

VDL Futura 25 Jahre modellbus.info

Zum 25-jährigen Jubiläum im Jahr 2007 schickte VDL einen speziell beklebten Jubiläumsbus auf die Straße,

zuvor wurde 1999 der 5.000 BOVA Futura ausgeliefert, 2004 verließ der 7.500 Futura die Hallen in Valkenwaard

 

 

 

 

 

BOVA Futura Voyager modellbus.info

BOVA Futura Voyager modellbus.info

Der Futura Voyager  war eine rollende Kommunikationszentrale - der Unternehmer bot den Futura als rollendes Büro für Pressekonferenzen, Übertragungen und Produktpräsentationen an - Daten zeitnah zu übertragen war Anfang der 80er Jahre nicht so einfach wie heute

 

 

 

 

 

BOVA Futura Australien modellbus.info

Der Futura fand weltweit Abnehmer, auch in Australien war er unterwegs. Wahlweise als CKD-Bausatz oder

durch regionale Aufbauer hergestellt war der Futura auf allen Kontinenten vertreten

 

 

 

 

 

BOVA VDL Futura China-Lizenz modellbus.info

Am 19. April 2000 unterzeichneten Herr Wang, Vorstandsvorsitzender von Zhongtong Bus und die Herren von Doorne

sowie Hendrikse in China die Lizenzvereinbarung über den Bau von BOVA Futura Fahrzeugen in China. Die Vereinbarung

sah zu Beginn nur die niedrige Ausführung des 12m langen Futura FL mit Cummins-Motor vor. In der zweiten Jahreshälfte

2000 wurden die ersten CKD-Bausätze an Zhongtong geliefert, der erste chinesische Futura wurde im Dezember 2000 fertig gestellt.

 
 

 

 

 

Zu den Modellbussen des BOVA Futura geht es hier!

 

 

 

 

 

© Text:: Rüdiger Schreiber

 

© Bildmaterial: 

BOVA / VDLWim Chatrou, Wim van Doorne, Axel Enthoven, Marcel van der Geugten,

Dr. Hillers Gebr. Ludewig, Peter van der Reest, Rüdiger Schreiber, Ben Tieben,

Bertie Willemsen und Marleen van Zeeland

 

Vielen Dank für die Unterstützung an ...

... Wim van Doorne, Axel Enthoven, Marleen van Zeeland und ganz besonders Wim Chatrou !

 

       
 

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