Setra S 6 |
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Setra S 6 - ein Meilenstein in der Busgeschichte |
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Technische Konzeption richtungsweisend |
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Der S 6 hat im Omnibusbau zwar kein neues Marktsegment eröffnet – kleine Reisebusse gab es schon in vielfältigster Art – doch der S 6 war in seiner technischen Konzeption eine Ausnahmeerscheinung. Richard Gebauer, der damalige Chefredakteur der Fachzeitung „Last-Auto und Omnibus“ schrieb im April 1955: „Der Typ S 6 gehörte mit zu den interessantesten Fahrzeugen auf dem ganzen Genfer Salon“. Und abschließend resümiert er in seinem Bericht vorausschauend: „Der S6 wird den Omnibus als Verkehrsmittel beim Publikum wieder begehrenswerter machen.“
Mit einer Länge von 6.700 mm und 2.250 mm Breite war der S 6 dann auch recht gut überschaubar. Eine Arbeitsgruppe von fünf Mitarbeitern, unter der Leitung eines Ingenieurs, der aus der Mercedes-Benz Rennabteilung zu Kässbohrer gestoßen war, realisierte das Vorhaben. Konsequent wurden neue Weg verfolgt. Das spektakulärste an diesem neuen Omnibus war zweifellos die Einzelradaufhängung aller aller Räder mit Schwingachsen vorne und hinten.
Dieses technische Prinzip des Vollschwingachsers beruhte auf zwei (vorne und hinten) mit dem Aufbau verbundenen Achsträgern, an denen je zwei Dreiecklenker befestigt waren, die bei Auf- und Abwärtsbewegungen ein Gummielement zu verdrehen versuchten, das diesen Bewegungen einen progressiven Widerstand entgegensetzten. Diese Kräfte bewirkten schließlich eine Abfederung, die damit erstmals einem Omnibus Merkmale des modernen Automobilbaus an Fahreigenschaft und Fahrkomfort verlieh. Anfangs verwendete Kässbohrer bei der Federung das System Neidhart. Es wurde später durch eine Gummidrehfederung abgelöst, die sich bei Setra-Bussen in den USA bestens bewährt hatte.
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Omnibus mit den Fahreigenschaften eines Personenwagens |
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Die Gummifederung in Verbindung mit den Teleskop-Stoßdämpfern und einem neuartigen Federausgleich, die geringen unabgefederten Massen, der tiefliegende Schwerpunkt und das Verhältnis von Radstand (3.150 mm), Überhang (1.510 mm vorn und 1.850 mm hinten) und Spurweite (1.850 mm vorn und 1.700 mm hinten aufgrund der Doppelbereifung) gaben dem Fahrzeug eine absolut sichere Straßenlage. Die hydraulische Zweikreis-Innenbackenbremse mit zusätzlicher ZF-Motorbremse vollendete die hervorragende Fahrsicherheit des S 6.
Der Antrieb wurde wie beim Setra/Pekol-Linienbus (SP) zusammengeblockt, ohne Kardanwelle zum Hinterachsgetriebe, um die Länge des Fahrzugs optimieren zu können. Otto Kässbohrer war persönlich mehrmals nach Kassel gereist, um beim Motorenhersteller Henschel für einen kleinen Vier-Zylinder-Motor für „seinen“ S 6 zu plädieren. Obwohl Henschel zunächst kein Interesse an der Entwicklung zeigte, fertigten die Kasseler auf Otto Kässbohrers Drängen schließlich den Vierzylinder-Dieselmotor D 517-4 K (das K stand für Kässbohrer), im Gegensatz zu dem damals bei Kleinbussen noch üblichen Benzinmotoren. Zuerst hatten die Motoren einen Leistungsvolumen von 85 PS, später dann von 90 PS bzw. aufgeladenen 100 PS. Pkw-ähnlich war schließlich auch die Lenkradschaltung.
Die Außenhaut des S 6 war aus Aluminium und die Oberlichter aus Plexiglas. Die Verglasung wurde werkseigen gefertigt. Später wurde die Aluminiumbeplankung durch eine Stahlbeblechung ersetzt, die Betätigungskräfte der Bremsanlage verstärkt und die Getriebebedienung weiter verbessert. Und schließlich erfuhr auch der Fahrerplatz mit den Bedienelementen für Heizung und Lüftung eine Weiterentwicklung.
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S 411 HD mit Wurzeln des S 6 |
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Bei Setra wurde mit dem S 6 – später S 7 (Bj. 1965, BR 10), S 80 (Bj. 1968, BR 100), S 208 / 209 / 210 (Bj. 1976-1991, BR 200) und S 309 HD, als erster „kompakter“ in Hochdeckerversion (Bj. 1991-2001, BR 300) – die Reihe der im Markt erfolgreichen Kompaktbusse begründet. Die kleinen, doch sehr kompakten Reisebusse – bei vielen Busunternehmern auch auf der Linie im Einsatz – hatten immer ein Styling, das dem Zeitgeschmack gerecht geworden ist. und erfüllten alle Anforderungen an Fahrkomfort, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit.
Das gilt auch für das aktuelle Modell aus der TopClass Baureihe, den Setra S 411 HD. Seit dem Erscheinen im Jahr 2001 erfreut sich der Bus hoher Akzeptanz. Der große Kleine in der Premium-Klasse mit 10.100 mm Länge und 37 Sitzplätzen (3-Sterne-Version) – ist in den wichtigsten europäischen Märkten der ideale Bus für kleinere Reisegruppen und eine sinnvolle Ergänzung eines Fuhrparks mit langen und überlangen Bussen. Natürlich hat auch der S 411 HD seine Wurzeln im Setra S 6. |
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Erfolgsgeschichte hält an |
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Insgesamt wurden vom Setra S 6 nahezu 1.200 Einheiten, einschließlich Sonderausführungen, hergestellt. Heute sind in Europa noch etwa 30 Fahrzeuge auf den Straßen als Omnibusse zugelassen. Das Design weckt nostalgische Erinnerungen und ist in seiner Art niemals „alt“ geworden. Zu den Kunden zählten damals vor allem Omnibusunternehmer aus den Setra Stammmärkten Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Österreich. Doch auch exotische Einsätze gab es für den S 6: So beim Sultan von Marokko, oder auf der Indiaman Tour von London nach Bombay. Eine der liebenswertesten Beschreibungen seines S6 hat uns ein begeisterter Amerikaner hinterlassen. Charles Patterson, so hieß er, aus Kalifornien schrieb 1977 in einer Rotarier-Zeitschrift von „Unserem Schloss für gute Reisen“ (our castle for good traveling) über seinen S 6-L. Bei diesem Fahrzeug handelte es sich um einen von zwei Prototypen, die ca. 7 800 mm lang und mit einem 125 PS-Motor ausgestattet waren. Patterson ließ dieses Fahrzeug 1977 in Ulm als Homemobile umbauen. Damals konnte der Typ Setra S 6 bereits auf eine 22-jährige Geschichte zurückblicken und war schon zehn Jahre zuvor vom S 7 abgelöst worden –die Begeisterung aber für diesen Omnibus hat sich bei vielen Oldtimer-Liebhabern bis zum heutigen Tag erhalten. |
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© Text- und Bildmaterial Redaktion modellbus.info / EvoBus GmbH / Setra / Marcel van der Geugten / Rüdiger Schreiber |
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